50 Mio. Euro für Bochumer Stammzelltherapie
Die Stammzelltherapie aus Nabelschnurblut zur Reduktion von Hirnschäden oder Cerebralparesen bei Säuglingen und Kindern erhält einen Schub. Die seit gut 15 Jahren erforschte und in einzelnen Heilversuchen an Menschen erprobte Methode des Bochumer Unternehmens BrainRepair gewinnt einen Investor aus Großbritannien.
Das Bochumer Biotech-Unternehmen BrainRepair hat für seine Stammzelltherapie für Neugeborene von einem Investor aus London 50 Mio. Euro eingeworben. Damit will das Unternehmen eine Zulassungsstudie für den europäischen Markt finanzieren. Durch den Einsatz von Stammzellen aus dem eigenen Nabelschnurblut haben die Wissenschaftler um Prof. Arne Jensen in Experimenten an der Ruhr-Universität Bochum erstmals nachgewiesen, dass sich die Lähmungserscheinungen bei Kindern mit Hirnschäden zurückbilden lassen.
„Unser großes Ziel ist es, Neugeborenen, die während der Geburt Hirnschäden erleiden, zu helfen und diese Schäden möglichst vollständig zu reparieren. Mit diesem Investment können wir unsere Therapie weiterentwickeln“, beschreibt BrainRepair-Gründer Prof. Dr. Arne Jensen seine Hoffnung. Jährlich seien etwa 70.000 Babys in Europa von Hirnschäden oder Cerebralparesen (CP) betroffen. BrainRepair ist ein Spin-off der Ruhr-Universität Bochum.
Die 15-jährige Forschung steckt selbst gleichsam noch in den Kinderschuhen. Ganz am Anfang stand die Erkenntnis, dass Stammzellen bei Tieren ähnliche Symptome lindern und Hirnschäden verringern können. Das Einwandern der injizierten Stammzellen in Gehirnareale konnte zwar nachgewiesen werden, ob dies der Grund für die Symptomlinderung war, ist jedoch noch nicht vollständig aufgeklärt. Auch die Übertragbarkeit der Tierexperimente auf den Menschen ist noch längst nicht bestätigt.
Einige der rund 40 begonnenen Studien in diesem Bereich haben erstaunliche Resultate erbracht, für viele Kleinkinder den Zustand des "Wachkomas" aufgehoben. Ein regelrechter Beweis oder gar eine Zulassung stehen aber auch bei bei rund 2.500 behandelten Patienten innerhalb dieser Studien noch aus. Dennoch haben Ethikkommissionen wie auch die EMA in Einzellfällen Heilversuchen zugestimmt, die auch an verschiedenen Universitätskliniken in Deutschland an Kleinkindern durchgeführt wurden. In diesen experimentellen Therapieanwendungen zeigte sich zumindest, dass sich verschiedene Lähmungserscheinungen bei Kindern mit Hirnschäden reduzieren lassen. Mit dem neuen Investment will Jensen nun selbst eine klinische, placebo-kontrollierte Studie aufsetzen.
Bereits 2021 sorgte die kleinstmögliche Unternehmensgründung BrainRepair (als UG im Handelsregister eingetragen) für Aufmerksamkeit, da der Qiagen-Mitgründer Metin Colpan für 15 Mio. Euro rund 5% der 1-Euro-GmbH erwarb. Wer der neue Investor ist, hat das Unternehmen bisher nicht bekanntgegeben.
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